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Wer sich anderen mitteilt, etwas erzählt oder über Erlebnisse berichtet, möchte, dass der Gesprächspartner gut zuhört. Vor allem innerhalb der Familie wird genau das erwartet.
Das richtige Zuhören verbessert die Beziehungen unter den Familienmitgliedern und erfüllt ein wichtiges Bedürfnis des jeweiligen Gesprächspartners.
Aktives Zuhören in der Familie verbessert die Familienbeziehungen
1. Vorteile guten Zuhörens
Aufmerksames Zuhören zeigt, was der andere denkt, fühlt und wünscht. Nur durch das richtige Zuhören verstehen sich Gesprächspartner und erkennen auch die Worte, die vielleicht unausgesprochen bleiben.
Nicht falsch verstehen, es geht nicht um Interpretationen dessen, was der jeweils andere sagen möchte, sondern um das Verständnis darüber, was nicht ausgesprochen werden kann.
Die Vorteile guten Zuhörens liegen auf der Hand:
- Bedürfnisse und Wünsche des anderen werden erkannt und erfüllt
- das Stressniveau desjenigen, dem zugehört wird, sinkt
- Verständnis füreinander wächst
- es können Lösungen gefunden werden
- Gefühle werden geteilt
2. Die Merkmale guten Zuhörens
Ein guter Zuhörer erkennt die Gefühlslage seines Gegenübers und ist daran interessiert, dessen Stimmung nachzuvollziehen. Er versetzt sich in die Lage des Gesprächspartners und versucht, ihn zu verstehen. Er ermuntert ihn dazu, weitere Ausführungen zu machen, dabei aber gleichzeitig beim Thema zu bleiben.
Ablenkungen werden vom Redner ferngehalten.
Ein guter Zuhörer stellt Zwischenfragen und versucht, noch offene Fragen zu klären.
Der Blick schweift nicht ab, die gesamte Körpersprache drückt Interesse und Anteilnahme aus. Ungereimtheiten werden erkannt und hinterfragt. Gleichzeitig weiß ein guter Zuhörer auch, wann er besser nicht nachfragen sollte oder Einzelheiten erst einmal beiseitelässt.
3. Kleinen Kindern richtig zuhören
Kleine Kinder plappern unglaublich viel im Laufe eines Tages!
Hier stellt sich nicht selten eine gewisse Zuhör-Erschöpfung ein, bei der Eltern oder Großeltern erschrocken reagieren, wenn das Kind plötzlich auf eine Antwort wartet.
Was hat es noch gleich erzählt?
Wer sich schon einmal beim Nachdenken über diese Frage ertappt hat, sollte sich unbedingt einige Grundregeln aneignen, die beim Zuhören im Umgang mit kleinen Kindern wichtig sind:
- Wende dem Kind das Gesicht zu und halte Blickkontakt.
- Sei geduldig, auch wenn die Worte des Kindes noch holperig kommen. Das Kind möchte oft mehr sagen, als es aufgrund seiner Sprachentwicklung kann.
- Beseitige Ablenkungen und nimmt dir Zeit für das Kind. Kein Tippen auf dem Smartphone, kein Fernsehen oder Achten auf andere Gespräche, wenn das Kind erzählt!
- Achte auf deine Mimik und Gestik, wenn du dem Kind Rückmeldungen gibst.
- Stelle Fragen und signalisiere Interesse.
4. Jugendlichen Enkelkindern richtig zuhören
Jugendlichen richtig zuzuhören, ist mitunter schwierig und nicht alle Strategien, die bei kleinen Kindern helfen, sind bei ihnen angebracht.
Ein Beispiel: Fragen und ständiger Blickkontakt können bei Teenagern sogar dazu führen, dass sie ihre Gefühle und Gedanken nicht mitteilen oder andere wichtige Dinge auslassen.
Hilfreich ist es zudem, gemeinsam etwas zu unternehmen – und sei es nur die längere Autofahrt zum Einkaufen. Die gemeinsam verbrachte Zeit ohne weitere Ablenkungen oder Aktivitäten sorgt dafür, dass sich leichter ein ernsthaftes Gespräch ergibt.
Darüber hinaus helfen diese Tipps, um dem jugendlichen Enkel gut und richtig zuzuhören:
- nicht zu viele Fragen stellen
- wenig bis gar nicht kritisieren, nicht nörgeln
- stärkere Versuche unternehmen, den Jugendlichen erzählen zu lassen
- den richtigen Zeitpunkt zum Reden abpassen
- zuhören, wenn der Jugendliche reden möchte
- passende Gesprächsumgebungen schaffen
5. Oma und Opa richtig zuhören
Auch bei älteren Menschen ergeben sich in puncto Zuhören einige Besonderheiten.
Sie fühlen sich schnell gedrängt, wenn jemand ungeduldig reagiert und halten sich mit ihren Äußerungen zurück. Andere reden sehr schnell, um die wenige gemeinsame Zeit gut zu nutzen.
Es ist daher wichtig, Oma und Opa mit Respekt zu begegnen und sie einfach reden zu lassen.
Zu beachten ist, dass viele ältere Menschen schlecht hören – das sollte bei der Wahl der Gesprächsumgebung berücksichtigt werden.
Eine ruhige Umgebung ohne störenden Lärm ist hilfreich.
Zudem sorgen die folgenden Tipps dafür, dass sich Großeltern verstanden fühlen:
- in normalem Tempo und angemessener Lautstärke sprechen
- Blickkontakt halten, eventuell eine Hand nehmen
- aufmerksam sein, auch wenn die Geschichte schon einmal erzählt worden ist
- durch Nachfragen Interesse signalisieren
- keine Nachfragen zu Themen, die zuvor besprochen wurden, stellen (kann Oma oder Opa beim Erzählen aus dem Konzept bringen)
Oma ich höre dir zu!
6. Was machst du, wenn Oma nie zuhört?
Zeigt Oma erste Anzeichen von Demenz oder hört sie einfach nicht zu?
Ist sie mit den Gedanken woanders, wenn die Enkelkinder erzählen?
Oder reden diese so viel, dass Oma geistig abschaltet und sich eigenen Überlegungen hingibt?
Die Gründe dafür, dass Oma einmal Gesagtes oder Erzähltes nicht kennt, können vielfältig sein.
Ist auszuschließen, dass es sich um Demenz- oder Alzheimer-Anzeichen handelt, sollten Wege gefunden werden, um Oma zum besseren Zuhören zu bringen.
Andernfalls leidet die Beziehung zueinander, was allerdings auch Oma klargemacht werden sollte.
Zuhörer fühlen sich nicht ernst genommen oder sogar unwichtig, wenn sie das Gefühl haben, dass Oma beim Reden geistig abschweift.
Das kannst du tun, um Oma beim Zuhören zu helfen:
- Erzähle nichts Wichtiges, wenn Oma durch Fernsehen, andere Gespräche oder das Smartphone abgelenkt werden könnte.
- Achte darauf, dass Oma sich dir zuwendet, wenn du erzählst.
- Achte darauf, dass es im Gespräch nicht ständig zu Unterbrechungen kommen kann.
- Halte Blickkontakt mit Oma.
- Schmücke Erzählungen nicht unnötig aus, wenn Oma nicht lange zuhören kann.
- Versuche weniger, Omas Zuhören zu ändern und passe deine Erzählweise an: Kurz, knapp und spannend sollte die Erzählung sein.
Die Schwiegertochter schweigt – was ist zu tun?
7. Hilfe, die Schwiegertochter redet nicht mit mir!
Schwiegertöchter können eine Klasse für sich sein.
Entweder sie sind wie die eigenen Töchter und damit auch dementsprechend mitteilsam, oder es bleibt immer ein „fremdes“ Gefühl, wenn die Familie aufeinandertrifft.
Im besten Fall stoßen Oma und Opa Gespräche und Treffen an, sodass zum einen mehr familiäre Harmonie entsteht, zum anderen gute Gespräche möglich sind.
Damit die Schwiegertochter ins Reden kommt, muss die Grundstimmung passen:
Trefft euch doch einfach im Garten und grillt gemeinsam.
Geht spazieren, trefft euch auf dem Spielplatz und schaut den Enkelkindern zu!
Wichtig ist, dass es keine erzwungenen Treffen sind, denn hier ist unbedingt Wohlfühlen angesagt.
Das gilt vor allem zu Beginn der Beziehung – ein holperiger Start lässt sich schwer wieder ausbügeln!
Außerdem ist es wichtig, stets gut zuzuhören, wenn die Schwiegertochter redet.
Hierbei wiederum gelten die Regeln des guten Zuhörens: Blickkontakt, Interesse signalisieren, Rückfragen stellen und versuchen, sich in ihre Lage zu versetzen.
Schwierig mag es sein, wenn es menschlich zwischen dir und deiner Schwiegertochter nicht harmoniert. Dieser Aspekt lässt sich auch durch gutes Zuhören nur schwer beeinflussen.
Ebenfalls wichtig:
Die meisten Schwiegertöchter möchten, dass ihre Einstellung zu den Kindern, zu Erziehung, Geschenken und Essen respektiert wird. Hier sollten sich Oma und Opa zurücknehmen und eigene Ansichten für sich behalten. Die junge Familie wird ihren eigenen Weg gehen und kann zwar von den Erfahrungen der Älteren profitieren, dieser Punkt sollte jedoch nicht wichtiger als ein gutes Verhältnis zueinander und damit auch zu den Enkelkindern sein.
8. Zuhörbarrieren erkennen und vermeiden
Viele Menschen, die beruflich stark eingespannt sind, hören zu Hause nicht mehr richtig zu.
Das kann auch Oma und Opa so gehen, selbst dann, wenn beide nicht mehr berufstätig sind.
Sie haben vielleicht einige Stunden auf ein kleines Enkelkind aufgepasst und bekommen dann vom größeren Kind erzählt, wie der Ausflug in der Schule war.
Eine gewisse Erschöpfung macht sich breit und unter dieser leidet das richtige Zuhören.
Andere Großeltern versuchen, mehrere Dinge parallel zu machen.
Zuhören und die WhatsApp-Nachricht an die beste Freundin schreiben?
Oder zuhören und gleichzeitig nach einer Rechnung suchen?
Das kann nicht funktionieren, denn bei allem Stolz auf angebliche Multitasking-Fähigkeiten zeigt sich im Alltag doch, dass diese nicht wirklich vorhanden sind. Etwas kommt immer zu kurz und in der Regel ist es das Zuhören.
So gehen wichtige Informationen verloren und der Gesprächspartner bekommt das Gefühl, unwichtig zu sein.
Zu den wichtigsten Zuhörbarrieren gehören demnach:
- Ablenkung
- Überforderung und Übermüdung
- Zuhör-Erschöpfung
- Tagträume
- übermäßige Emotionalität
- zu viele Zwischenfragen
9. Die besten Tipps zum besseren Zuhören in der Familie
Wusstest du, dass man das Zuhören trainieren kann?
Dabei ist wichtig, dass sich Erfolge nicht über Nacht einstellen und dass es für wirksame Veränderungen Zeit braucht.
Wichtig ist zuerst einmal, sich darüber klar zu werden, was gutes Zuhören bedeutet. Worauf kommt es an, was macht einen guten Zuhörer aus?
Bitte lies dir die Merkmale des guten Zuhörens, die wir weiter oben bereits aufgeführt haben, noch einmal genau durch.
Nutze auch die folgenden Tipps, um zum guten Zuhörer in der Familie zu werden:
- Übe das Zuhören! Sei aufmerksam und bitte dein Gegenüber um eine kleine Pause, wenn du merkst, dass deine Aufnahmefähigkeit nachlässt.
Bitte deine Enkelkinder zum Beispiel um ein gemeinsames Spiel oder einen kleinen Spaziergang, wenn es nicht enden wollende Geschichten über seinen imaginären Bauernhof oder ähnliche Themen, die gerade absolute Priorität genießen, erzählen möchte. - Stelle einen Plan auf, nach dem du das Zuhören übst.
Dir fällt der Blickkontakt schwer? Dann nimmt dir vor, an diesem zu arbeiten.
Liste auch andere Zuhör-Gewohnheiten auf, die dich stören oder die verbessert werden sollen.
Arbeite diese Liste Punkt für Punkt ab und versuche, nicht zu viel auf einmal erreichen zu wollen. Trainiere einen Punkt so lange, bis er selbstverständlich geworden ist. - Belohne dich selbst!
Kleine Belohnungen können Wunder wirken, das gilt auch beim Üben für ein besseres Zuhören. Du willst beispielsweise daran arbeiten, eine Person, die etwas erzählt, nicht immer zu unterbrechen? Dann übe das und stelle dir eine Belohnung (materieller oder immaterieller Art) in Aussicht, wenn du das eine Woche lang durchgehalten hast. Zum Festigen dieser Fähigkeiten kannst du die Zeiträume verlängern und damit die Anzahl der Belohnungen reduzieren.
Die Verbesserung der Zuhör-Gewohnheiten beruht auf dem Schaffen von Anreizen und dem tatsächlichen Anwenden der neuen Strategien.
Da Menschen kommunikative Wesen sind, hast du im besten Fall täglich die Gelegenheit zum Üben – mit Opa oder Oma, mit deinen Enkeln, der Schwiegertochter, den eigenen Kindern oder mit dem mitteilsamen Nachbarn.
Wir wünschen an dieser Stelle maximale Zuhör-Erfolge!
Autor dieses Beitrages: Jürgen Busch
Aus dem Themenschwerpunkt: Familie
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