Wie mir berichtet wurde, gibt es besonders zahlreiche Suchanfragen im Internet zu Themen rund um Konflikte mit Schwiegertöchtern und Schwiegermüttern.

In meinen Recherchen und Interviews für mein Buch „Reise ins Land der Großeltern. Wie ein lebendiges Miteinander von Enkelkindern, Eltern und Großeltern gelingt“ begegneten mir die folgenden Beispiele.

1. Beispiele für Konflikte mit der Schwiegertochter

Beate (Alle Namen geändert.) durfte in den ersten drei Lebensjahren der kleinen Enkeltochter eine präsente und liebevolle Oma sein. In die Betreuung der Kleinen war sie während des Studiums der Schwiegertochter eng eingebunden. Alles schien harmonisch und völlig normal zu verlaufen. Nach Studienabschluss verkündete die Schwiegertochter für Beate völlig überraschend, dass sie die Enkelin nur noch einmal in der Woche zu einer vorgegebenen Zeit sehen dürfe. Gründe benannte sie nicht. Doch es kam noch schlimmer: schließlich wurde der Kontakt völlig verboten. Beates Sohn stimmte seiner Frau in allem zu.

Undine liebt den Enkelsohn über alles. Es gibt einen festen Oma-Tag, den sie mit ihm verbringen darf. Sie hat ihre Arbeit so organisiert, dass sie dann den ganzen Tag für ihn Zeit hat und genießt es immer wieder, mit ihm Bücher anzusehen, zu kneten und zu basteln oder Sandburgen zu bauen. Sie durfte auch schon zweimal mit ihm in den Urlaub fahren. Doch mit der Schwiegertochter gibt es regelmäßig Streit. Undine fällt es sehr schwer, die „Handlungsanweisungen“ der Schwiegertochter zum Umgang mit bestimmten Situationen einzuhalten. Und versteht sie häufig nicht. Die Eltern setzen sehr auf den freien Willen ihres Sohnes. Er soll nur tun, was er wirklich möchte. Deshalb ist es nicht nur verboten, ihn zu etwas aufzufordern wie jemanden begrüßen, „danke“ sagen, Sonnencreme vor dem Strandbesuch oder Zähne putzen, sondern ebenso, ihn um etwas zu bitten. Wie beispielsweise beim Tischdecken zu helfen oder aufzuräumen. Regeln gibt es für ihn nur wenige. Der letzte Streit entstand anlässlich eines Restaurantbesuches. Undine hätte lieber gesehen, dass sich der Kleine am Tisch mit den mitgenommenen Sachen beschäftigte, im Interesse der anderen Gäste und der Kellner mit ihren vollen Tabletts, denen er immer wieder vor die Füße lief. Die Schwiegertochter empfand das als Zumutung für das Kind und gestattete ein Herumrennen zwischen den Tischen.  Inzwischen sagt sich Undine: Ich sage lieber gar nichts mehr. Sonst darf ich den Kleinen nicht mehr sehen.

Ich lernte jedoch auch Karin kennen. Hier möchte tatsächlich der Sohn nicht, dass sie die Enkelkinder sieht und lehnt auch selbst jeglichen Kontakt zu ihr ab. Sie darf nicht einmal wissen, wo genau die junge Familie (im gleichen Ort) wohnt. Hier ist es tatsächlich die Schwiegertochter, die ab und an ein Treffen mit den Enkeln ermöglicht. Die Übergabe der beiden erfolgt dann auf dem Parkplatz eines Ärztehauses.

böse Schwiegertochter
Die böse Schwiegertochter

böse Schwiegermutter
Die böse Schwiegermutter

2. Böse Schwiegertochter. Und böser Schwiegersohn?

Warum scheint es häufiger Probleme mit den Schwiegertöchtern zu geben als mit den Schwiegersöhnen, fragte ich mich.

Man sagt, dass Töchter häufiger mit der eigenen Familie verbunden bleiben und einen intensiveren Kontakt zu dieser pflegen. Vielleicht gibt es deshalb mit ihnen und damit auch mit dem dazu gehörigen Partner weniger Konflikte. Möglicherweise gehen Männer insgesamt weniger schnell in eine Auseinandersetzung in Beziehungsthemen. So scheint es ja in vielen Partnerschaften zu sein. Und gilt vielleicht auch für heftigere Dispute rund um die Enkelkinder.

Entsprechend werden Söhne häufiger von der Schwiegerfamilie okkupiert. Sie pflegen mit ihren Frauen gemeinsam hier oftmals einen engeren Kontakt als mit den eigenen Eltern. Hier kann es dann – zumeist ja vorrangig zwischen ihrer Frau und ihrer Mutter zu Reibereien kommen.
Geraten hier zwei Mütter miteinander in Konkurrenz? Vielleicht werden kritische Bemerkungen der Schwiegermutter als schwerwiegender wahrgenommen als die der eigenen Mutter, von der man ja weiß, wie sie es meint.

In einigen Fällen kommt es zu Stellvertreterkonflikten: Eigentlich hat die Schwiegertochter das Problem mit ihrer eigenen Mutter, geht es wegen der Loyalität ihr gegenüber nicht unmittelbar an. Dabei kann es beispielsweise darum gehen, sich selbst als junge Mutter nicht ausreichend respektiert zu sehen. Die eigene Autonomie verteidigen zu müssen. Oder die Muttergeneration dafür abzustrafen, was man selbst in seiner Kindheit vermisst hat (Wertschätzung für sein Sosein sowie als Individuum gesehen zu werden) und worunter man manchmal gelitten hat (zu wenig Verständnis, Gerechtigkeit und Zuwendung).

Die jungen Mütter wollen heute oft genau dies ganz anders machen. Vielleicht sind sie den eigenen Müttern gegenüber da doch etwas milder und toleranter als der Schwiegermutter gegenüber.

Noch komplizierter wird es, wenn zusätzlich eine Konkurrenz zwischen den Großelternpaaren eine Rolle spielt. Aus Loyalität wird sich die Tochter immer eher auf die Seite der eigenen Eltern stellen. Der Sohn hingegen wird vielleicht im Zweifel immer eher loyal zu seiner Frau sein. Wobei es natürlich auch entgegengesetzte Beispiele gibt.

3. Worum geht es eigentlich im Streit mit der Schwiegertochter?

Gestritten wird meist um die richtige Erziehung. Schnell entstehen zwei Fronten: Die junge Mutter hat sich viel mit moderner Erziehung beschäftigt, will alles richtigmachen (junge Eltern haben heute häufig einen ziemlichen Perfektionismusanspruch), ist sehr davon überzeugt, zu wissen, wie das geht. Die ältere Schwiegermutter hat ja die Praxis bereits absolviert und weiß deshalb, wie es geht (meint sie zumindest). Sie versteht es nicht, wieso jetzt plötzlich alles anders sein soll. Sie will sich von der Anfängerin nicht vorschreiben lassen, wie sie sich verhalten soll. Da wird dann um Benimmregeln gestritten, die die Eltern veraltet finden. Um Geschenke, wobei die Großeltern betonen, da sie ja bezahlen, wollten sie sich da nicht reinreden lassen. Um geäußerte Bedenken und Nachfragen der Großeltern, die als Einmischung und Kränkung erlebt und zurückgewiesen werden.

Großeltern sind manchmal gekränkt, weil sie aus diesem „wir machen heute alles anders“ heraushören „früher war alles falsch“. Dabei waren es einfach andere Zeiten und die beteiligten Personen waren andere Menschen.

Ich finde es außerordentlich spannend, sich einmal in die neuen Ansätze zur „Erziehung“ hineinzudenken und zu fühlen. Es ist meiner Meinung nach viel Wahres an den Begründungen für das neue Denken, auch wenn manches vielleicht übertrieben sein mag. Auch ich habe mit manchem so meine Schwierigkeiten. Zum Beispiel fällt es mir sehr schwer, dem Enkelkind nicht zu schnell zu helfen, damit es selbst die Hürden überwinden lernen kann.

Übrigens glauben nicht wenige Großeltern, dass an den Konflikten mit der jungen Familie die negative Beeinflussung durch das Schwiegerkind Schuld ist. Dass würde jedoch im Umkehrschluss bedeuten, dass sie ihre Kinder zu sehr unselbständigen, nicht selbst denkenden und entscheidenden, abhängigen Menschen erzogen hätten. Jede/r kann sich entscheiden, auf welche Argumente sie/er hören will und auf welche nicht!

Ich mag meine Schwiegertochter nicht
Ich mag meine Schwiegertochter nicht, denn sie ist böse, respektlos, falsch, launisch und streitsüchtig.
Die Schwiegertochter macht die Familie kaputt, so weiß sie immer alles besser. Sie versteht mich nicht und sie ignoriert mich immer häufiger.  Die Schwiegertochter hält den Enkel fern und will ihn mir einfach nicht geben.

4. Ich mag meine Schwiegertochter nicht …

Menschen, die uns begegnen, sind uns sympathisch oder eben nicht. Wir sind gerne mit ihnen zusammen oder fühlen uns in ihrer Gegenwart unwohl. In manchen Lebensbereichen können wir uns aussuchen, mit wem wir unsere kostbare Lebenszeit teilen, in anderen nicht. Letzteres gilt auch für unsere Schwiegerkinder.

Manchmal tritt offenbar der Glücksfall ein, dass wir zu den eigenen Kindern Töchter und Söhne dazugewinnen. Nicht immer stimmt die Chemie von Beginn an. Andere wachsen uns über die Jahre doch noch ans Herz. Manche Anfangsstolperpunkte schleifen sich durch das Leben ab.

Es kann durchaus sein, dass unsere Schwiegerkinder eine Herausforderung für uns sind. Sympathien/ Antipathien, kulturelle Unterschiede, Temperamentsunterschiede, aber auch tiefere emotionale Konflikte können uns das Miteinander erschweren. Es wird dann zu einer anspruchsvollen Lernaufgabe für uns Ältere, unsere Haltung der Toleranz und des Respektes für die/den anderen zu wahren. Und gemeinsam zu einer friedlichen Koexistenz zu finden.

Niemand ist verpflichtet, sein Schwiegerkind zu lieben. Man hat es ja nicht ausgewählt und musst auch nicht mit ihr/ihm leben. Eltern erwachsener Kinder sollten deren PartnerInnen jedoch als Liebe des eigenen Kindes respektieren und wertschätzen! Damit wertschätzen sie gleichzeitig das eigenes Kind!

Das Schwiegerkind ist das Ergebnis eines ganz eigenen Lebensweges. Die Ausgangsbedingungen für die Entwicklung von Menschen sind in der Regel sehr verschieden und in den meisten Bereichen nicht frei selbst gewählt. Älteren Menschen fällt es manchmal nicht leicht, die Andersartigkeit anderer Menschen zu respektieren. In der Kindheit gelernte (Über-)lebensstrategien (gerade unter eher schwierigen Bedingungen in der Familie) können sehr verschieden sein. Einer muss seine Gefühle eher dimmen und lässt sich nicht so schnell auf liebevolle Beziehungen ein. Eine andere versteckt hinter ihrem forschen Verhalten tiefe Minderwertigkeitsgefühle.  So manch eine muss sich gegen alle realen oder vermeintlichen Bevormundungen um jeden Preis abgrenzen.

Wir Großeltern gehören mit unserem Verhalten zu den aktuellen Entwicklungsbedingungen für die Schwiegerkinder. Die stecken ja noch mitten in ihrem Entwicklungsprozess. Aber auch wir können und dürfen uns entwickeln! Die wenigsten Menschen entwickeln sich jedoch gut, wenn sie abgelehnt, gar gehasst und abgewertet werden! Jeder Mensch möchte gesehen, geliebt und verstanden werden.

Die bevorstehende Geburt eines Enkelkindes könnte und sollte jedoch die Zeit sein, seinen Frieden mit dem Schwiegerrochter bzw. Schweigersohn zu machen. Es ist nun einmal der Vater/die Mutter unseres Enkelchens. Wer das Beste für sein Enkelkind möchte, erarbeitet sich zumindest eine Haltung des Respektes und des Wohlwollens beiden Eltern gegenüber. Kinder denken recht mechanistisch: Das Kind von einem Schwein, ist immer auch ein Schwein. Das Kind einer Zicke ist wenig liebenswert. – Das gilt übrigens auch und besonders nach einer eventuellen Trennung der Eltern. Besser ist es, (bei aller Empathie für und Solidarität mit dem eigenen Kind) – die Rolle der/desjenigen zu übernehmen, die/der immer auch auf das Positive in der Schwiegertochter bzw. Schweigersohn sucht und schaut.

5. Ein paar Worte an strittige Erwachsene

  • Die Zeiten sind komplizierter, stressiger, unsicherer, herausfordernder denn je, und es ist vorerst keine Beruhigung in Sicht. In solchen Zeiten sollten wir uns nicht noch zusätzlich in innerfamiliäre Konflikte verwickeln. Unsere Kinder brauchen Erwachsene, und zwar möglichst mehrere, die gemeinsam ein Sicherheitsnetz knüpfen, das sie auffängt. Oma und Opa können und sollten ein wichtiger Part in diesem Netz sein.
  • Wenn schon keine Zuneigung zwischen den Erwachsenen herrscht, sollten doch Achtung, Respekt und Fairness das Verhalten bestimmen. Der Aufbau von Feindbildern sollte dabei unbedingt vermieden werden. Zu einem Streit oder Konflikt gehören immer zwei. Ausnahmslos jede/r macht Fehler. Sehe ich den anderen als Feind, fühle ich mich schnell als Opfer. Das tut niemandem gut! Das menschliche Gehirn neigt dazu, die Dinge um uns herum eher als Bestätigung unserer eigenen Weltsicht zu interpretieren. Dann kommt es zu Wahrnehmungsverzerrungen wie wir sie alle mit der rosaroten Brille kennen, wenn wir verliebt sind. Hass macht blind. Manchmal kann es hilfreich sein, für ein Verhalten, was uns geärgert oder gekränkt hat, neben unserer „Lieblingsinterpretation“ noch vier weitere mögliche Erklärungsansätze zu suchen. Meist steckt hinter einem Verhalten sowieso nicht nur ein einziges Motiv.
  • Hilfreich ist es immer, einmal in die Haut des anderen zu schlüpfen. Wie würde dieser gerade beschreiben, was da im Konflikt passiert ist? Was ist ihm wichtig? Was unerträglich?
  • Wenn zwei sich streiten, leidet oft der Dritte. Das leibliche „Kind“ sitzt sozusagen zwischen den Stühlen. Es möchte seine Eltern nicht verletzen, muss jedoch auch loyal zum/r PartnerIn sein. Es kennt meist deren Argumente besser als die der Eltern, hört sie ja immer, wenn das Thema Großeltern zur Sprache kommt. Partnerin oder Partner wünschen sich natürlich immer, dass der/die andere/r zu einem steht, einen versteht, seine Gefühle und Bedürfnisse ernst nimmt. Das ist ja auch Aufgabe eines/r PartnersIn. Die Grätsche zur Loyalität zu den eigenen Eltern kann dann zu einem Spagat werden. Dem manche zu entgehen versuchen, indem sie den Kontakt minimieren oder abbrechen.
  • Immer wieder begegnen mir im Internet Berichte über narzisstische Menschen; wir lesen von toxischen Schwiegertöchtern oder toxischen Beziehungen. Ich kann von solchen Etikettierungen nur warnen. Noch dazu handelt es sich in der Regel um laienhafte Modediagnosen. Hängt erst ein Etikett daran, wird aus einem nervigen oder ärgerlichen Verhalten eines Menschen schnell der Beweis für eine schwere Gestörtheit. Ein Feindbild ist vorprogrammiert. Wem nützen solche Zuschreibungen, wenn nicht allein einem Opfer-Täter-Denken.

Probleme mit der Schwiegermutter
Es muss nicht alles falsch sein!

6. Gedankenanstöße für die Schwiegertochter

  • Mit unserem Verhalten sind wir immer auch ein Modell für unsere Kinder, hier also für Konfliktlösungen und Kommunikation. Was kann und was soll dein Kind sich gerade bei Ihnen abschauen? Möchten Sie später von ihm so behandelt werden?
  • Ja, die Zeiten sind andere. Sie leben unter ganz anderen Bedingungen als Ihre Schwiegereltern damals. Erziehung muss sich also wandeln. Und trotzdem: Großeltern schauen noch einmal aus einer anderen Perspektive auf den Umgang mit Kindern. Deshalb muss nicht alles falsch sein, was sie vielleicht zu einigen Dingen anmerken.
  • Deren Hinweise, Bedenken oder Kritiken müssen Sie jedoch auch nicht als Handlungsanweisungen für sich verstehen. Sie dürfen sich die Freiheit nehmen, sich anders zu entscheiden. Selbst wenn das den Eltern oder Schwiegereltern nicht gefällt.
  • Kinder können lernen, mit verschiedenen Regelsystemen, die bei den Eltern und bei den Großeltern gelten, umzugehen. Das macht sie sogar flexibler für später.
  • Ausnahmen bestätigen Regeln. Großeltern dürfen (in Maßen) verwöhnen. Das hat noch keinem Kind geschadet.

Probleme mit der Schwiegertochter

7. Gedankenanstöße für die Schwiegermutter

  • Auch Sie sind mit Ihrem Verhalten ein Vorbild für Ihr Enkelkind. Und denken Sie bitte ebenfalls daran, dass Kinder noch viel fitter als wir Erwachsenen sind, zwischen den Zeilen zu hören und Mimik zu lesen. Achten Sie also nicht nur auf Ihre Worte, sondern versuchen Sie, Ihre Einstellung zu Ihrer Schwiegertochter zu verändern. Vielleicht mögen Sie eine Liste von den Dingen und Verhaltensweisen anfangen, die Sie an ihr mochten und mögen. Wo sehen Sie ihre Stärken? Was schätzt Ihr Enkelkind an der Mutter? Was der Partner?
  • Sie lieben Ihr Enkelkind. Es besteht aus Anteilen von Mutter und Vater, genetischen und abgeschauten. Es sollte also mit hoher Wahrscheinlichkeit auch etwas Positives von Ihrer Schwiegertochter haben. Was können Sie schon entdecken?
  • Manchmal haben wir am meisten Probleme mit einem Verhalten beim anderen, was wir uns (oft unbewusst) entweder selbst für uns wünschten oder was wir bei uns selbst ablehnen. Wir schauen im anderen dann in einen Spiegel und sehen eine schreckliche Besserwisserin oder die Frau, die es viel besser hinbekommt, Grenzen zu setzen, wo wir selbst im Umgang mit den Schwiegereltern zu viel runtergeschluckt haben.
    Apropos: Womit hatten wir selbst als Schwiegertochter denn so unsere Probleme mit Eltern und Schwiegereltern?
  • Ob es uns gefällt oder nicht: Bisher waren wir als Eltern Familienoberhaupt. Das ist heute oft nicht mehr gewünscht. Zumindest bei allem, was unser Enkelkind betrifft, sind seine Eltern jetzt die Bestimmer.

8. Bevor die Situation ziemlich verfahren wird

Eigentlich mag ich nicht mehr, denken dann manche Eltern (seltener Großeltern, die sich zum Beispiel ausgenutzt fühlen). Aber ich brauche sie denn doch. Aber ich will mein Enkelkind weiterhin sehen dürfen.

Was kann man beachten?

  • Vermeiden Sie Machtkämpfe. Das Sorgerecht haben nun einmal die Eltern. Großeltern dürfen unterstützen. Großeltern dürfen Angebote machen. Großeltern dürfen beraten, wenn sie um Rat gefragt werden. Dürfen natürlich ihr Enkelkind von Herzen lieben.
  • Häufig scheint es bei Konflikten um das Thema Erziehung zu gehen. Es lohnt sich allemal, wenn Großeltern sich einmal anschauen, was heute so für den Umgang mit Kindern empfohlen wird. (Selbst wenn manche Eltern es bei der Umsetzung damit übertreiben.) In meinem o.g. Buch gibt es deshalb ein Bonuskapitel: Einführung in moderne Erziehungskonzepte für Großeltern. Niemand kann derzeit entscheiden, was richtig(er) oder falsch(er)sein mag. Vielleicht wird man das in 50 Jahren für die neuen Ansätze wissen. Sie müssen und können diesen Streit der Konzepte in der Familie nicht entscheiden. Geben Sie den jungen Eltern das Recht, ihren Weg zu gehen. Selbst wenn diese dabei Fehler machen werden!
  • Stichwort „Undank, Respektlosigkeit, Besserwisserei“: Wir alle haben Verhaltensweisen, die andere Leute nerven oder ärgern. Zum Glück müssen sich Erwachsene nicht mehr erziehen. Es hilft, bei sich zu bleiben und auszusprechen (statt runterzuschlucken), dass man sich mehr Anerkennung und Dank für Hilfen wünschte, dass man von diesem oder jenem verletzt war, dass man sich wünschte, dass geäußerte Bedenken über dieses und jenes in der Erziehung zumindest mitbedacht werden. Dass es manchmal einfach schwerfällt, das eine oder andere umzusetzen wie beispielsweise den größeren Entscheidungsraum, den Kinder heute zumeist zugebilligt bekommen.
  • Stichwort „Keine Besuche der Großeltern nach der Geburt“. Übrigens ein von einigen Hebammen empfohlenes Vorgehen. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass etwas an sich Sinnvolles (Ruhe im Wochenbett) doch etwas übertrieben und rigide gehandhabt werden soll. – Aber: auch wir wollen im Krankheitsfall mit Erholungsbedarf selbst entscheiden, ob wir Ruhe oder Besuch brauchen. Insofern dürfen Eltern das erbitten. Großeltern dürfen beschreiben, wie traurig sich das für sie anfühlt.
  • Stichwort „Geschenke“. Ich weiß, wie verlockend die unzähligen Angebote für Kinder beim Einkaufen sind. Großeltern haben selbst an den tollen Spielzeugen ihre Freude. Und erst recht daran, wie am Strahlen der Kinderaugen. Da ich aber gleichzeitig denke: Weniger ist mehr! finde ich sowohl eine Mäßigung der Großeltern bezüglich der Menge für dem Kindeswohl entsprechender. Als auch eine Beratung mit den Eltern über die Art der Geschenke. Die Eltern wissen am ehesten, was gerade angesagt und den nächsten Entwicklungsschritten gemäß ist und ihren Erziehungsmaximen am ehesten entspricht. Wem nützen hundert Kuscheltiere (außer den Herstellern), so niedlich sie auch sein mögen. Eltern können einen Wunschzettel ins Internet stellen, in den sich die Großeltern eintragen können. Oder die Großeltern überweisen auf ein Enkelkonto, aus dem die Eltern wichtige Anschaffungen mitfinanzieren können. Daneben gibt es nur noch ein größeres Geschenk zu den Festtagen. Oder die Großeltern legen bei einem Geschenk zusammen. Auch Absprachen zu Mitbringseln und Zwischendurchgeschenken machen Sinn. Bitte auch keine sechs Adventskalender!
  • Stichwort „Süßes“. Die meisten Großeltern sehen ein, dass Süßes ungesund ist. Die allermeisten Eltern haben mit den Kindern regelmäßig Gefechte auszutragen, um die Mengen zu begrenzen. Für mich ist das ein gutes Beispiel dafür, wie Kompromisse aussehen könnten: Auch die Großeltern können vorleben und erklären, wie schädlich Süßes ist. Wenn sie dann bei Besuchen etwas mehr Süßes gestatten, wird das Kind keinen großen Schaden davontragen.
  • Stichwort „Hausrecht“. Sinnvoll kann es sein festzulegen, dass Großeltern die Regeln für ihr Zuhause festlegen und Eltern für ihre familiäre Umgebung. Das bringt Klarheit und Berechenbarkeit für die Kinder. Zusätzlich dürfen die Eltern ein paar wenige No gos festgelegen: Keine Filme und Spiele außerhalb der Altersempfehlung. Kein Suchten am Handy.  Kein Zwang, etwas zu essen, was man nicht mag.
  • Der goldene Tipp lautet: Reden, reden, reden. Wohlwollend und kompromissbereit aufeinander zugehen. Respektvoll und den anderen und auch andere Meinungen wertschätzend nach Lösungen suchen. Mehr miteinander als übereinander reden. Sich vergeben und sich entschuldigen. Sind wunderbare Basics für ein gelingendes Miteinander.

Einfach gesagt. Aber manchmal nicht so leicht umzusetzen. Vielleicht hilft dann eine Beratung oder Mediation zum Beispiel in einer Familienberatungsstelle.

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9. Unsere Buchempfehlung „Reise ins Land der Großeltern“

– Wie ein lebendiges Miteinander von Enkelkindern, Eltern und Großeltern gelingt
Autorin: Sybille Herold

Die frühere Diplom-Psychologin Sybille Herold ist heute selbst Oma und kennt drei Seiten des Zusammenlebens von Enkeln, Eltern und Großeltern.
Schon aus ihrer Zeit der Familienberatung bringt Sybille Herold die nötige Erfahrung mit und kann dementsprechend allen Beteiligten in dieser Dreierkonstellation ein wertvoller Ratgeber sein.

Es geht in dem Buch um die Frage, wie wir uns selbst an unsere Großeltern erinnern und welche Rolle Oma und Opa heute in der modernen Familie haben.
Wo gibt es feste Aufgaben, wo liegen Grenzen?
Und was ist möglich, wenn keine Kontakte gewünscht sind?
Auf einfühlsame Weise wird das Buch zum wertvollen Begleiter für alle wichtigen Fragen rund um die Großelternschaft.

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Autorin dieses Beitrages: Sybille Herold
Aus dem Themenschwerpunkt: Familie

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