1. Die Beziehung zwischen den Großeltern-Paaren

In einer Welt, in der mehr als jede zweite Ehe geschieden wird, gibt es naturgemäß mehrere Großeltern.
Auf der einen Seite die „natürlichen“ Großeltern der Kinder, auf der anderen Seite die Stiefgroßeltern, die durch neue Beziehungen und Ehen entstanden sind.
Während sich die Enkel ihren Lieblingsgroßeltern verstärkt zuwenden, müssen die Erwachsenen oft mehr schlecht als recht miteinander auskommen.
Es bilden sich Rivalitäten, weil das eigene Kind nebst Enkelkindern häufiger bei „den anderen“ ist.

Doch nicht nur Wettbewerb und Eifersucht sind typische Zeichen moderner Familienbeziehungen.
Es sind auch positive Aspekte möglich und die verschiedenen Großeltern verbringen freundschaftlich Zeit miteinander.
Die setzt allerdings ähnliche Interessen und Einstellungen zu wichtigen Themen aus Politik, Gesellschaft und Familie voraus.
Zudem ist eine ähnliche Altersstruktur nützlich, wenn auch nicht allein maßgeblich.

mehrere Großeltern- Paare
Mehrere Großeltern-Paare: Rivalität, Eifersucht und Streit oder Harmonie und Gemeinsamkeiten

2. Besser keine Rivalitäten aufbauen

Die einen Großeltern nehmen das Enkelkind mit in den Urlaub, die anderen gehen nur mit ihm ins Schwimmbad.
Die einen gehen mit der Enkeltochter ein Eis essen, weil das Zeugnis so gut war, die anderen schenken 100 Euro.
Wenn Großeltern versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen und sich damit die Aufmerksamkeit der Enkel bzw. deren Zuneigung zu erkaufen, wird es schwierig.
Kurzfristig mag die Sache funktionieren und die Enkel finden die großzügigen Großeltern ganz toll. Langfristig lernen sie nur, dass sie Forderungen stellen können, die, wenn sie an die richtige Person gerichtet sind, erfüllt werden.
Das bringt nicht nur Erziehungsprobleme mit sich, sondern sorgt auch für Unmut innerhalb der Familie.
Es kann zu Streitigkeiten kommen, unter denen alle leiden.
Großeltern sollten sich daher immer fragen, was sie mit einem Geschenk für das Enkelkind erreichen wollen: Geht es darum, die Beziehung zum Enkelkind zu verbessern oder möchten sie die anderen Großeltern übertrumpfen?

Dazu ein Beispiel:

Oma Ilse und Opa Werner nehmen Enkel Georg mit in den Urlaub. Sie haben ihm auch in Aussicht gestellt, das Studiengeld zu übernehmen. Oma Ella und Opa Fritz aber, die Großeltern mütterlicherseits, kommen mit ihrer Rente gerade so über die Runden. Sie schenken Georg nur Kleinigkeiten, haben aber, als der Junge kleiner war, viel Zeit mit ihm verbracht.

Während Ilse und Werner versuchen, Georgs Zuneigung zu erkaufen, haben Ella und Fritz ebenso wertvolle Geschenke gemacht. Die gemeinsamen Erlebnisse werden zu unauslöschbaren Erinnerungen für Georg. Dennoch fühlen sich Ella und Fritz minderwertig.

Beide Großeltern-Paare sollten aufeinander zugehen und anerkennen, was die jeweils anderen für das gemeinsame Enkelkind leisten. Während die einen Aufmerksamkeit schenken, ermöglichen die anderen Georg das Studium, das er sich ansonsten nicht leisten könnte.

Ideal ist es auch in Sachen Geschenke, wenn sich die Großeltern mit den Eltern abstimmen. Vielleicht ergibt sich auch die Möglichkeit, gemeinsam etwas zu schenken, so fühlt sich kein Großelternpaar benachteiligt. Bemerken die Eltern des Kindes, dass die Rivalität dominierend wird, sollte ein klärendes Gespräch gesucht werden, auch auf die Gefahr hin, dass dieses in einen Streit ausarten kann.

3. Ein Großelternpaar möchte keinen oder ständigen Kontakt zu den anderen Großeltern

Immer wieder kommt es vor, dass ein Großelternpaar keinen Kontakt zu den anderen Großeltern wünscht. Die Gründe dafür können verschieden sein. Vielleicht sind die Eltern des Enkelkindes geschieden und ein Elternteil wünscht keinen Kontakt zu den früheren Schwiegereltern. Der Kontakt zum Enkelkind ist dann schon schwierig genug, der zu den anderen Großeltern schläft in der Regel ein, wenn nicht zuvor ein freundschaftliches Verhältnis bestand. Dies lässt sich nicht verhindern und wird sich selten durch Kommunikation ändern lassen. Bestand zuvor ein gutes Verhältnis zueinander, spricht auch nichts dagegen, den Kontakt weiter aufrechtzuerhalten.

Schwierig wird es spätestens bei Familienfesten, denn hier ergeben sich mitunter für alle Beteiligten unangenehme Situationen. Wenn kein Gespräch in Gang kommt, weil man sich ansonsten meidet, kann ein solcher Anlass durchaus unangenehm werden. Es ist daher sinnvoll, wenigstens höflich miteinander zu kommunizieren, auch wenn zwischendurch kein Kontakt zueinander besteht.

Sucht ein Großelternpaar ständig den Kontakt und ist dieser Kontaktversuch stets einseitig, wird es schwierig. Wie den anderen Großeltern klarmachen, dass man selbst das nicht möchte und keinen Kommunikationsbedarf hat?
Eventuell können die Eltern des Enkelkindes hier vermitteln und dem kontaktliebenden Großelternpaar verdeutlichen, dass ihre Kontaktversuche zu viel sind. Hilft das nicht, müssen Oma und Opa, denen die Kontakte zu viel sind, ein klärendes Gespräch führen. Dabei muss jedoch klar sein, dass die anderen Großeltern beleidigt reagieren könnten und erst einmal gar keinen Kontakt mehr wünschen.

4. Mögliche Streitpunkte zwischen Großeltern-Paaren

Im Mittelpunkt möglicher Streitigkeiten zwischen den Großeltern-Paaren stehen die Enkelkinder und das, was „die anderen“ ihnen zugutekommen lassen. Die Geschenke, die zu viel sind oder die Dinge, die erlaubt werden – es gibt viele mehr oder weniger gute Gründe, um einen Streit zu beginnen. Vielleicht darf das Enkelkind nach Meinung von Oma 1 abends zu lange wach bleiben, wenn es durch Oma 2 betreut wird.
Oder Opa 1 lässt den Enkelsohn mit der Säge hantieren, obwohl er dafür nach Meinung von Oma 2 noch zu jung ist.

Häufig sind die Streitpunkte für sich betrachtet nicht relevant, sondern lediglich Kleinigkeiten, die zum Anlass für einen Streit genommen werden. Vielmehr stehen Rivalitäten dahinter, die letzten Endes auf dem Rücken der Enkelkinder ausgetragen werden. Diese Situationen lassen sich nur beenden, wenn entweder die Eltern der Enkelkinder ein Machtwort sprechen und die jeweiligen Großeltern in ihre Schranken verweisen.
Oder wenn die Großeltern endlich versuchen, das Vorhandensein der „anderen“ als Pluspunkt zu sehen.

5. Was passiert mit den Großeltern, wenn sich die Eltern trennen?

Eine Trennung ist eine Ausnahmesituation für die ganze Familie. Vor allem Großeltern, die nichts von der belastenden Situation mitbekommen haben, sind oft wie vor den Kopf geschlagen.

Typischerweise stellen sich die Großelternpaare hinter ihr eigenes Kind und sehen die Schuld in der Trennung eher im Verhalten des Schwiegerkindes. Das macht es auch für die Enkelkinder schwierig, denn scheinbar ist plötzlich Mama oder Papa die Person, die ganz allein Schuld an der Situation hat. Immerhin sehen das doch Oma und Opa auch so!
Wichtig ist, dass sich die Großeltern aus einer Trennung heraushalten. Sie sollen nicht Partei ergreifen, sie sollen auch keine Entschuldigungen für ihr eigenes Kind finden. Welche Gründe auch immer zur Trennung geführt haben: Es ist nicht Sache der Großeltern, die Ursachen zu klären oder sich anderweitig einzubringen. Sie sollen vielmehr eine Stütze für die Enkelkinder sein. Sie sind Ansprechpartner und sollen doch versuchen, unparteiisch zu sein.
Sicherlich ist dies mitunter schwer, vor allem wenn schwerwiegende Verfehlungen seitens eines Elternteils des Enkelkindes vorliegen. Großeltern haben vielmehr jetzt die Aufgabe, sich solidarisch zu zeigen und für Stabilität zu sorgen. Vielleicht können sie mehr mit den Enkelkindern unternehmen und diese von der häuslichen Situation ablenken. Oma und Opa sind ruhende Pole und sollten als verlässlicher Teil der Familie jederzeit für die Enkel da sein. Das gilt für beide Großelternpaare, die nun auch verstärkt versuchen müssen, Rivalitäten untereinander zurückzustellen.

Womit Großeltern in jedem Fall rechnen müssen:
Der Weg zum Enkelkind führt auch weiterhin nur über das Schwiegerkind und das eigene Kind. Dieser Weg kann durchaus steinig werden, wenn ein Elternteil nicht mehr nur den ehemaligen Partner, sondern auch dessen Eltern ablehnt. Auch praktische Gründe aufgrund eines Wegzugs des Enkelkindes können das Verhältnis zum Enkelchen erschweren. Es ist daher im eigenen Interesse ebenso wie in dem des Enkelkindes, dass der Kontakt zu beiden Elternteilen weiterhin bestehen bleibt und ein gutes Verhältnis gepflegt wird.

6. Hilfe, unser Kind mag uns nicht mehr!

Eltern werden zwar zu Großeltern, bleiben aber immer Mama und Papa.
Es tut weh, wenn der Kontakt zum eigenen Kind weniger wird und sich dieses verstärkt den Schwiegereltern zuwendet. Vielleicht spricht es diese auch mit „Mama“ und „Papa“ an? Verständlicherweise fühlen sich die richtigen Eltern zurückgesetzt und ausgeschlossen. Will die Tochter mehr mit den Schwiegereltern machen, hat das auch zur Folge, dass die Großeltern mütterlicherseits ihr Enkelkind weniger häufig zu sehen bekommen. Reden sie mit der Tochter darüber, reagiert diese verärgert und unterstellt, dass die Eltern wohl eifersüchtig seien.

Natürlich fühlen sich die Eltern an den Rand gedrängt, wenn sich das eigene Kind verstärkt dem anderen Teil der Familie zuwendet. Vorwürfe helfen dann nicht weiter, sondern lassen sich das Kind immer weiter zurückziehen.
Was hilft, ist Interesse: Einfach häufiger bei der Tochter anrufen oder sich im Gespräch nach Neuigkeiten erkundigen, die die Schwiegereltern der Tochter betreffen.
Dabei sollte tunlichst vermieden werden, dass Eifersucht oder Missgunst durchscheinen. Zudem sollten die Eltern der Tochter auch selbst versuchen, aktiv zu sein, neue Dinge zu unternehmen und der Tochter dann zu berichten. Bei Familienfeiern kommen die jeweiligen Großeltern-Paare vielleicht miteinander ins Gespräch. Hier sollte ebenfalls auf Rivalitäten verzichtet werden. Stattdessen muss es darum gehen, Gemeinsamkeiten zu finden oder vielleicht eine Idee zu entwickeln, wie man etwas gemeinsam unternehmen kann. So schließt sich der Familienkreis und die Tochter steht nicht mehr als Spielball dazwischen.

7. Das kennzeichnet eine gute Beziehung zwischen den Großeltern-Paaren

Niemand verlangt, dass die Großeltern-Paare beste Freunde werden, auch wenn das mitunter schon vorgekommen ist. Man trifft sich zu gemeinsamen Spieleabenden, geht zu Konzerten oder fährt gemeinsam in den Urlaub. Gerade im Alter, wenn die Kontakte zu früheren Freunden und Bekannten weniger werden, kann eine funktionierende Beziehung zu den anderen Großeltern des eigenen Enkelkindes gewinnbringend sein. Dabei ist klar, dass nicht alle beste Freunde sein können und es mitunter möglich ist, dass man sich eben menschlich nicht versteht. Spätestens dann, wenn ein Großeltern-Paar keinen Kontakt wünscht, wird es schwer, eine gute Beziehung zueinander zu entwickeln.

Großeltern sollten die Chancen, die sich bei Familienfeiern und dem Geburtstag des Enkelkindes ergeben, nutzen und einen guten Kontakt zu den anderen Großeltern aufbauen. In modernen Patchwork-Familien mag das aufgrund der Anzahl der beteiligten Großeltern schwierig sein, doch auch hier finden sich sicherlich einige Großeltern-Paare, die sich gut verstehen. So bietet es sich an, sich auch außerhalb der Familienfeste zu treffen, was nur dann erschwert wird, wenn Omas und Opas aus unterschiedlichen Teilen des Landes kommen. Doch dank moderner Kommunikationsmittel ist zumindest ein sporadischer Kontakt durchaus umsetzbar. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich daraus mehr?

Eine gute Großeltern-Beziehung ist durch eine offene Kommunikation gekennzeichnet. Man redet miteinander, ohne sich zu vergleichen oder zu versuchen, in einen Wettbewerb einzutreten. Es geht um die Vorteile, die das Enkelkind durch die Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits erhalten kann und darum, auch die Meinung der anderen zu respektieren.

Autor dieses Beitrages: Jürgen Busch
Aus dem Themenschwerpunkt: Familie

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