Meine Lebensgeschichte als Lebenslinie
Dass die Biografiearbeit für Dich selbst sinnvoll und wichtig ist, ist unbestritten. Doch auch Deine Kinder und Enkelkinder werden davon profitieren, wenn Du Dir Deine eigene Geschichte erneut in Erinnerung rufst.
Was war wichtig, was möchtest Du erzählen?
Welche Lebenserinnerungen waren vielleicht schmerzlich und wann gab es Situationen, an denen Dein Leben „abgebogen“ ist?
Welche Ereignisse haben Dich geprägt?
Wenn Du herausfinden möchtest, wie Du dorthin gekommen bist, wo Du jetzt bist, solltest Du Dir über Dein bisheriges Leben Gedanken machen.
Was waren große Ereignisse und Lebensabschnitte?
Denkbar ist hier eine Hochzeit, die Geburt und das Erwachsenwerden der Kinder, der Tod geliebter Menschen oder ein Umzug ins Ausland, um nur einige Beispiele zu nennen.
Vielleicht haben Dich auch besondere Erfahrungen geprägt, die sowohl mit dem privaten als auch mit dem beruflichen Umfeld zu tun haben können.
Nutze zur Darstellung Deines Lebens doch eine Lebenslinie, die Du auf einem A4-Blatt anlegst.
Zeichne dort eine bestimmte Anzahl – zum Beispiel zehn oder zwanzig– Lebensereignisse ein, die für Dich persönlich einen Wendepunkt in Deinem Leben darstellten. Überlege dabei, ob diese Wendepunkte mit oder ohne Dein aktives Zutun entstanden sind.
An einem Jobwechsel, der mit einem Umzug in die Großstadt verbunden war, hattest Du zum Beispiel aktiv Anteil.
An einer schweren Erkrankung einer nahestehenden Person jedoch nicht.
Überlege, wie Du Dich zu diesem Zeitpunkt gefühlt hast.
Welche Auswirkungen hatte jeder einzelne Wendepunkt auf Dein späteres Leben?
Welche persönlichen Fähigkeiten hattest Du in welchem Alter?
Es ist für Dein Leben entscheidend gewesen, welche Fähigkeiten Du in welchem Alter hattest.
Warst Du Deinen Freunden in gleicher Altersgruppe voraus, konntest Du einige Dinge besonders gut?
Beleuchte dabei jeden Altersabschnitt genauer und nutze die Möglichkeiten, die sich aus der Betrachtung eines „Lebens in Räumen“ ergeben.
Du kannst zum Beispiel auf eine Art Gedankenreise gehen. Stell Dir vor, Deine Kindheit, die Jugend, die Studienzeit, die Zeit bis zur Geburt der Kinder, deren Großwerden und die heutige Zeit als Rentner würde in je einen Raum gehören.
Du betrittst diesen Raum und schaust Dich in aller Ruhe um.
Was gibt es hier Besonderes, was war besonders schön und was vielleicht auch schmerzvoll?
Gibt es besondere Menschen in den einzelnen Räumen, die Dich besonders geprägt haben oder mit denen Du spezielle Erinnerungen verbindest? Nach der Rückkehr aus den Räumen malst Du ein Bild. Darauf müssen keine Gegenstände zu sehen sein, es reicht, wenn Du Dich hier in Formen und Farben ausdrückst. Mach Dir dabei bewusst, in welcher Stimmung Du jeweils warst und was die einzelnen Situationen für Dich bedeutet haben.
Wann hättest Du Dich anders entscheiden können?
Eine nicht ganz leichte Frage, denn ihre Antwort bedeutet immer, dass Du Dir unsicher über Dein Leben bist.
Stell Dir vor, Du hättest an einer Stelle anders entschieden.
Du hättest nicht geheiratet oder wärst weggezogen.
Wie wäre Dein Leben verlaufen?
Es bringt dabei übrigens nichts, die rosarote Brille aufzusetzen und der Meinung zu sein, dass alles viel besser gelaufen wäre. Ein anderer Lebensweg hätte andere Probleme und Herausforderungen mitgebracht und wäre ebenfalls nicht einfach gewesen.
Mach Dir daher unbedingt bewusst, was an Deinem Leben so, wie es jetzt ist, toll ist und was Du nicht hergeben möchtest.
Kinder und Enkelkinder sind sicherlich ein Punkt auf der Liste der absolut großartigen Dinge, die Dir nur widerfahren sind, weil Du genau den Weg gegangen bist, für den Du Dich einst entschieden hast.
Insofern stellt die Arbeit einer deiner Biografie auch eine Möglichkeit dar, sich mit gewissen Entscheidungen auszusöhnen, mit denen Du vielleicht bisher noch gehadert hast oder deren Richtigkeit du immer in Zweifel ziehst. Das Jetzt wäre nicht das, was es ist, wenn das Gestern anders gewesen wäre!
Autor dieses Beitrages: Jürgen Busch
Aus dem Themenbereich: Biografie
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