Die Notaufnahmen sind dauerhaft überfüllt, was auch an überängstlichen Eltern und Großeltern liegt, die „einfach mal vorsorglich“ ins Krankenhaus fahren.
Dabei sind echte Notfälle gar nicht so häufig.

Enkel muss in die Notaufnahme

Mein Enkel muss in die Notaufnahme ins Krankenhaus

Mit diesem Beitrag wollen wir Großeltern ein Stück weit ermutigen, mehr auf das Bauchgefühl zu hören und zu erkennen, wann ein Notfall vorliegt und wann das Verarzten der Beule oder der kleinen Verletzung des Enkelkindes auch zu Hause erfolgen kann.

1. Notfälle und Erkrankungen bei Kindern

Die folgenden Verletzungen sind bei Kindern besonders häufig. Erfahre hier, worauf Du achten solltest und wann Du mit Deinem Enkelkind in die Notaufnahme fahren oder den Rettungswagen verständigen solltest.

Kopfverletzung beim Kind

1.1 Kopfverletzungen beim Kind

Schädelprellungen

Sie entstehen durch einen Sturz auf den Kopf oder dadurch, dass ein schwerer Gegenstand auf den Kopf des Kindes gefallen ist. Heftiges Weinen und Schreien mit anschließender Erschöpfung bis Schläfrigkeit sind normal.

Gehirnerschütterung

Sie entsteht durch eine Gewalteinwirkung auf den Kopf und äußert sich mit Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit oder Gedächtnislücken. Auch starke Kopfschmerzen treten auf.

Schädelbruch

Auch hier ist ein Sturz oder eine anderweitige Gewalteinwirkung auf den Kopf ursächlich. Meist findet sich eine deutliche Schwellung, die weich ist und sich verschieben lässt. Die Symptome sind ansonsten ähnlich wie bei einer Gehirnerschütterung.

Wann ist es ein Notfall?

Ist das Kind bewusstlos oder erbricht sich, treten Gedächtnislücken auf oder zeigen sich Wesensveränderungen, ist dies ein Fall für die Notaufnahme.
Generell sollte auch mit Säuglingen nach Kopfverletzungen das Krankenhaus aufgesucht werden.
Dies gilt des Weiteren bei Verkehrsunfällen oder Stürzen aus großer Höhe.

Verletzung Augen, Nase, Mund beim Kind

1.2 Verletzungen von Augen, Nase, Mund beim Kind

Verletzungen der Augen

Sie treten häufig durch Stürze oder durch einen Anprall auf. Teilweise sind Fremdkörper ins Auge gelangt. Verletzungen durch chemische Substanzen sind bei Kindern eher selten.

Bei Doppelbildern, Sehstörungen, großen Einblutungen in die Augäpfel oder Gefühlsstörungen im Gesicht solltet Ihr in die Notaufnahme fahren. Bei Verletzungen der Augäpfel oder der Augenlider sollte eine Augenklinik aufgesucht werden.

Verletzungen der Nase

Voller Schwung gegen die Tür gelaufen oder gestürzt? Ein Schlag auf die Nase kann zu einem großen Bluterguss und zu Nasenbluten führen. Ein Fall für die Notaufnahme ist das nur, wenn das Nasenbluten nicht endet, wenn die Nase locker ist (spürbares Knochenreiben beim Anfassen) oder wenn das Kind Doppelbilder sieht. Auch ein sehr großer Bluterguss mit starker Schwellung im Gesicht sollte zügig behandelt werden.

Verletzungen am und im Mund beim Kind

Häufig sehen Verletzungen im Mund schlimmer aus, als sie sind. Alles ist gut durchblutet, Blutungen fallen entsprechend stark aus. Kleine Wunden sind kein Problem, größere Wunden, die klaffen, sollten schon aus kosmetischen Gründen genäht werden. Sind Zähne ausgeschlagen, sollte ein Krankenhaus aufgesucht werden, welches eine Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie führt. Auch der zahnärztliche Notdienst kann der richtige Ansprechpartner sein.
Bisse von Tieren und Insektenstiche bei Kindern

1.3 Bisse von Tieren & Insektenstiche beim Kind

Tierbisse

Bisswunden von Tieren (und Menschen) sollten nicht unterschätzt werden, denn sie entzünden sich schnell. Vor allem Bisse von Katzen infizieren sich rasch. Ein Notfall ist es immer, sobald die Haut tiefer verletzt ist (bis in das Unterhautfettgewebe), auch wenn nur kleine Einstichlöcher zu sehen sind. Oberflächliche Kratzer werden desinfiziert, bei tieferen Verletzungen ist die Notaufnahme die richtige Anlaufstelle.

Insektenstiche

Normalerweise sind Wespen- und Bienenstiche nur schmerzhaft. Eine Zwiebelscheibe auf dem Stich wirkt Wunder! Ein Fall für die Notaufnahme sind Insektenstiche nur bei bekannten Allergien. Zeigen sich Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, ein beschleunigter Herzschlag, Blässe, Todesangst oder gar ein Kreislaufkollaps oder kommt es zu Schwellungen auch in anderen Körperbereichen, sollte die Notaufnahme aufgesucht werden.

Zeckenbisse

Zeckenbisse sind meist harmlos, dennoch können die Tiere aber auch schwere Krankheiten übertragen. Der Zeckenbiss selbst muss nicht in der Notaufnahme behandelt werden. Bei Bildung einer Wanderröte sollte jedoch zeitnah der Kinderarzt aufgesucht werden. Auch bei Grippesymptomen mit neurologischen Störungen ist der Kinderarzt die richtige Anlaufstelle (Verdacht auf FSME).

Knochenbruch beim Kind

1.4 Knochenbrüche beim Kind

Es gibt verschiedene Arten von Brüchen: vollständiger Bruch (Knochen ganz durchgebrochen), Trümmerbruch (viele kleine Splitter), Grünholzbruch (angebrochener Knochen) und Wulstbruch (Stauchung der Knochensubstanz auf einer Seite, auf der anderen entsteht ein Wulst).

Steht ein Körperteil schief, ist bei Bewegung ein Reiben von Knochen spürbar oder sind einzelne Finger oder Zehen taub bzw. besonders blass, ist die Notaufnahme das nächste Ziel. Das gilt auch bei offenen Wunden, aus denen ein Knochen ragt. Bestehen Zweifel an einem Bruch oder bleibt die Besserung der Beschwerden auch nach Tagen aus, kann ein Besuch beim Arzt (nicht Notaufnahme!) sinnvoll sein.

1.5 Weitere schwere Verletzungen

Verbrennungen und Verbrühungen oder Verletzungen im Intimbereich sind je nach Schwere Fälle für die Notaufnahme. Dort können die Wunden adäquat versorgt werden. Auch verschluckte Fremdkörper, plötzliche starke Bauchschmerzen oder Verletzungen durch Misshandlungen gehören direkt einem Arzt vorgestellt. Hierbei gilt es, individuell zu entscheiden: Kann das Vorstelligwerden bis morgen warten oder leidet das Kind so stark, dass direkt Hilfe gebraucht wird?

2. Telefonische Beratung und Unterstützung im Notfall

In allen Staaten der EU sowie in der Schweiz gilt die 112 als Notruf-Telefonnummer bei Unfällen und schweren Verletzungen. Wenn Großeltern dort anrufen, werden sie direkt mit der Leitstelle der Rettungsdienste verbunden.

Geht es um die Zuweisung einer Kinder- oder Hausarztpraxis, ist der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 erreichbar.

Des Weiteren ist der Giftnotruf wichtig, falls ein Kind wahrscheinlich oder tatsächlich etwas Giftiges zu sich genommen hat, aber noch keine Vergiftungserscheinungen zeigt (Letztere gehören als Notfall ins Krankenhaus!).
Der Giftnotruf steht je nach Region unter diesen Telefonnummern zur Verfügung:

Berlin: 030 19240

Bonn: 0228 19240

Erfurt: 0361 730730

Freiburg: 0761 19240

Göttingen: 0551 19240 (Alle) oder 0551 383180 (Fachleute)

Mainz: 06131 19240

München: 089 19240

3. Erste Hilfe Kurse am Kind sowie wichtige Bücher & Ratgeber

Viele Großeltern fragen sich, wenn etwas passiert ist, was sie jetzt tun sollen. Womit kann dem Enkelkind geholfen werden? Wichtig ist es daher, das nötige Wissen vor einem Notfall zu erlangen, was über Erste Hilfe Kurse speziell für die Versorgung von Kindern möglich ist.
Denn selbst wenn ein Erste-Hilfe-Auffrischungskurs nicht allzu lange her ist, beziehen sich die dortigen Lerninhalte doch immer auf die Anwendung bei Erwachsenen.
Bei Kindern ist vieles anders!
Hilfreich können dabei auch Bücher sein.

3.1 Wir empfehlen diesen Ratgeber für Eltern und Großeltern

Autoren: Dr. Till Rausch, Dr. Benedict-Douglas Sannwaldt

Verlag: Junior Medien

Die beiden Kinderchirurgen geben in ihrem Buch einen Leitfaden für alle Eltern und Großeltern, damit diese besser einschätzen können, wann ein Notfall vorliegt und wann nicht. Die Autoren sprechen dabei aus eigener Erfahrung in der Notaufnahme und wissen, dass eine Vielzahl an Verletzungen nur durch die Erwachsenen dramatisiert wird. Anhand zahlreicher Fallbeispiele wird deutlich gemacht, welche Anzeichen auf schwere Verletzungen hinweisen und welche Symptome ein Fall für die Notaufnahme sind.

Hinweis:

Dieser Beitrag ist keine ärztliche Beratung und ersetzt diese im Notfall auch nicht.
Wir übernehmen keine Haftung aufgrund dieses Blogbeitrages.

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Autor dieses Beitrages: Jürgen Busch
Aus dem Themenschwerpunkt: Enkel

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