Fantasie- und Rollenspiele sind für Kinder von großer Bedeutung. Sie spielen hier „als ob“ und haben den Vorteil, jederzeit in ihre gewohnte Position zurückkehren zu können.
Gleichzeitig haben die Kinder die Möglichkeit, Situationen aus der Sicht anderer Personen zu betrachten.
Sie probieren, wie sie wann handeln würden und wie sie reagieren würden.
Im Prinzip sind schon die Kleinsten damit echte Schauspieler, die für eine begrenzte Zeit zu einer anderen Person werden und mit Leib und Seele agieren.
Unser Beitrag:
Zauberberg – der magische Wettlauf beginnt
„Der Zauberberg“
Das Spiel „Der Zauberberg“ aus dem Amigo-Verlag war 2022 „Kinderspiel des Jahres“.
Es ist ein kooperatives Spiel, bei dem es in der Grundform keine Einzelspieler gibt, sondern bei dem alle Mitspieler gemeinsam versuchen, Balduin und seinen Zauberstab zu retten.
Die bösen Hexen versuchen nämlich, den Irrlichtern zu folgen und wollen schneller sein als die von Balduin gerufenen Zauberlehrlinge.
Alle Spieler müssen sich absprechen und herausfinden, welcher Weg für die Irrlichter ideal ist, um zwar die Zauberlehrlinge, nicht aber die Hexen zu Balduin zu bringen.
Kann das überhaupt gelingen?
Darum sind Rollenspiele für Kinder wichtig
Kindern ist es ein natürliches Bedürfnis, die Welt der Erwachsenen zu verstehen. Dazu gehört eben auch, dass sie bestimmte Situationen und Positionen nachstellen und herausfinden, wie sie selbst handeln würden. Dass sich das nicht auf eine echte derartige Situation übertragen lässt, ist auch den Kleinsten klar. Doch in ihrem Spiel können sie Superheld und Lebensretter sein, können auch mal die Rolle des Bösen spielen oder entdecken als Abenteurer ganz neue Welten.
Verschiedene Spielweisen stehen dabei zur Wahl.
Die Kinder können sich mithilfe von Brettspielen in andere Welten und Personen versetzen, können sich aber auch verkleiden und leben die ausgewählte Person „in echt“ nach.
Fantasie- und Rollenspiele sind aus diesen Gründen wichtig für Kinder:
- Anregung von Vorstellungskraft und Kreativität
Kinder erfinden neue Welten und tolle Geschichten, werden zu einer Art Lebensplaner für ihre Figuren. Forscher gehen davon aus, dass Kinder, die häufig solche Spiele gespielt haben, auch im eigenen Leben erfolgreicher und kreativer sind.
- Kennenlernen der Welt der Erwachsenen
Kinder spielen die Welt der Erwachsenen nach und lernen aus ihrem eigenen Spiel. Sie testen die Anwendbarkeit von Regeln und verstehen Zusammenhänge besser. Sie denken sich in die Welt der Erwachsenen hinein.
- Stärkung von Toleranz und besseres Verständnis von Gefühlen
Kinder versetzen sich im Fantasiespiel in andere Personen hinein und lernen, die Welt mit deren Augen zu betrachten. Sie können die Gefühle und Erlebnisse anderer Menschen nachspielen bzw. nachempfinden. Das trägt dazu bei, Toleranz zu entwickeln und auch Abstand zu eigenen Emotionen zu gewinnen.
- Lösen von Problemen
Manchmal reicht es für ein Kind, die Welt aus einer anderen Position heraus zu betrachten. Mit einem Rollenspiel können daher sogar Alltagsprobleme gelöst werden, weil die Position des Gegenübers eingenommen wird. Das fördert das Verständnis für die Ansichten und Entscheidungen anderer. Zugleich werden Konflikte gelöst.
- Stärkung des Selbstbewusstseins
Kinder schlüpfen in eine andere Rolle und agieren aus dieser heraus autonom. Sie fühlen sich stärker und nehmen das Gefühl der Stärke in den Alltag mit. Sie bekommen mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das Selbstbewusstsein wächst.
- Üben von Verhaltensweisen und sprachlichen Fähigkeiten
Im Rollenspiel üben die Kinder, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten können.
Sie merken dabei ganz allein, ob ein Verhalten richtig oder falsch ist. Außerdem haben sie die Möglichkeit, durch das Nachspielen einmal gesehener oder erlebter Situationen die eigenen sprachlichen Fähigkeiten zu trainieren. In dem Zusammenhang werden auch die motorischen Fähigkeiten ausgebaut.
Forscher befassen sich mit Rollenspielen
Mittlerweile gibt es sogar Studien dazu, wie sich Rollenspiele auf Kinder auswirken.
Es geht darum, ob die Qualität des Fantasiespiels einen Einflussfaktor auf die kindliche Entwicklung darstellt. Genau das scheint der Fall zu sein, wie in einem SNF-Projekt der Universität Konstanz zwischen 2017 und 2020 entdeckt wurde.
Laut den Studienergebnissen fördern Rollenspiele die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Kinder erheblich. Wichtig ist, dass die Kleinen dabei aktiv begleitet werden und dass sie das nötige Spielmaterial zur Verfügung gestellt bekommen.
Ebenfalls wurde deutlich, dass Kinder mit einer größeren Fantasiespielkompetenz ein besseres Verständnis für die Emotionen anderer haben, sprachlich versierter und sozial kompetenter sind.
Die langfristigen Auswirkungen der Rollenspiele auf das gesamte Leben werden noch erforscht.